Mittwoch, 13. Mai 2009
Wie das Hähnchen auf dem Turm: Frischer Wind bei der CDU
Da hat also die CDU in Köln auch endlich einen Kandidaten! Der 49jährige Peter Kurth ist Wirtschaftsmanager und Jurist, war Finanzsenator in Berlin, und hat eigens seinen Job als Vorstand bei einem Abfallentsorger aufgegeben, um sich dieser Herausforderung zu stellen.

Kein Schunkelkandidat, sondern ein nüchterner Manager, der Köln sanieren und dem Klüngel den Kampf ansagen will! Frischer Wind aus Berlin also.

Diese Geheimwaffe hatte die CDU lange geheim gehalten, so geheim, dass man selbst in der CDU nichts davon wußte.
Zumindest Michael Musto, Ratskandidat für den Wahlkreis Altstadt Süd III und Deutz nicht, hatte der doch letzte Woche noch im Forum der CDU folgendes verlauten lassen:

„(Kölsche) Kultur ist nicht in Jürgen Roters gewachsen. In einem Zeugnis würde stehen "Er hatte Gelegenheit, Einblicke zu nehmen." Unsere Stadt ist aber eine Stadt der eigenen Kultur und Mundart, mit Kenntnis und Anwendung dessen Vieles einfacher geht. Fritz Schramma (CDU), Norbert Burger (SPD), Theo Burauen (SPD), Konrad Adenauer (CDU) und andere haben als Kölner diese Nähe zur Stadtkultur von Geburt an inne gehabt. Jürgen Roters kann da nicht anschließen. Ob gut oder schlecht, das will ich nicht werten, aber der Kölner will einen Kölner OB.“

Jetzt präsentiert er sich auf seiner Internetseite stolz mit dem neuen Kandidaten seiner eigenen Partei, einem, der noch nicht einmal im Zeugnis stehen hat „Er hatte Gelegenheit, Einblicke zu nehmen.“

Wer aber nun nach oben zitiertem Beitrag im Forum sucht, der sucht vergebens. Nichts, nada, nix. Nun vergißt das Internet aber nicht so schnell. Man markiere einen Satz aus obigem Zitat und gebe ihn bei Google ein und siehe da: Google wird fündig! Zwar führt der Link nicht mehr zu obiger Einschätzung der Wahlchancen eines Nicht-Kölners, aber der Cache bleibt einem ja noch einige Zeit lang erhalten.

Auch herrlich, wie Musto nun Peter Kurth auf seiner Homepage dem Kölner näher bringen will:
„Als Fast-Kölner aus dem direkten Umland und durch Verwandschaft in unserer Vaterstadt ist er Köln dauerhaft und immer nahestehend zugetan.“

Ein Fast-Kölner, also. Und:

„Ein Mann mit politischem Geschick! Also der richtige OB-Kandidat für die CDU Köln und auch ein guter Oberbürgermeister für alle Kölnerinnen und Kölner!“

So schnell kann man seine Meinung ändern. Aber zum Glück will der „Neue“ ja für Ordnung sorgen und dann räumt er vielleicht auch mit solchen Fähnchen im Wind auf.

Und die Rheinische Post Online schreibt: „Es sei ein "mutiger Schritt", einen Nicht-Kölner für die OB-Kandidatur zu nominieren.“

Aber dort liest man auch, dass Kurth Horrorfilme mag. Wie man aber nun das folgende, ebenfalls aus der RP Online stammende Zitat deuten soll, bleibt offen:

„Als Hobby gab er unter anderem an, sich gerne "gute Horror-Filme" anzuschauen. Amtsinhaber Schramma schenkte dem Cineasten eine Eintrittskarte für das Fußball-Bundesligaspiel Köln gegen Berlin...“

OBEN



Donnerstag, 7. Mai 2009
Im Moment ist Köln eine Schlangengrube
Viel merkt man bisher ja nicht vom Superwahljahr. Die Plakate hier in der Gegend sehen alle eher etwas unscheinbar und trist aus. Was mir daran am meisten auffiel: Die CDU ist gar nicht vertreten. Dabei kommt doch der amtierende Oberbürgermeister direkt aus der Nachbarschaft. Haben die etwa schon ganz aufgegeben, nachdem Fritz Schramma nicht mehr kandidieren will und sich kein Ersatzmann findet?

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers gab sich am letzten Montag bei Beckmann noch optimistisch. Allerdings kam dieser Optimismus etwas zögerlich daher:

„Er (Konrad Adenauer; Anm. d. Verf.) hat klar gesagt – schon vor einiger Zeit – dass er nicht zur Verfügung steht. Und die Stadt braucht jetzt einen neuen Anfang und ich bin auch ganz sicher, dass sie einen neuen Anfang bekommen wird und ich persönlich glaube auch – äh – dass das – äh – ein CDU-Mann werden wird, der – äh – die Nachfolge von Fritz Schramma wird.“

Schaut man auf die Internetseite der Kölner CDU sieht es im wahrsten Sinne des Wortes finster aus. Vor verdunkeltem Hintergrund findet man hier endlich mal so etwas wie ein Wahlplakat, dass im Vordergrund erleuchtet: „Rot-Rot-Grün will Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen abschaffen. Nicht mit uns.“

Klickt man dies weg, erhellt sich alles, aber Neues von der Kandidatensuche erfährt man hier auch nicht. Im Forum erklärt allerdings Michael Musto, dass der SPD-Kandidat Jürgen Roters überhaupt gar nicht als Oberbürgermeister geeignet ist, da er eigentlich Altbier trinkt. Die Vorgänger seien doch alle noch Kölsche Jungs gewesen. „Jürgen Roters kann da nicht anschließen. Ob gut oder schlecht, das will ich nicht werten, aber der Kölner will einen Kölner OB.“

Erinnert ein bisschen an die Wahlen in den USA, als plötzlich das Gerücht kursierte, Barak Obama sei ja gar kein US-Amerikaner. Als zugezogener Immi brauche ich also gar nicht erst an eine politische Karriere zu denken.

Konrad Adenauer erklärte am Montag im Gespräch mit Beckmann die Ablehnung der Kandidatur zunächst mit seinem Alter (64), seinen beruflichen Verpflichtungen und der Verantwortung gegenüber seinen Angestellten. Das wollte Beckmann so nicht gelten lassen, da sein Großvater und Namensgeber noch mit über 73 den Kanzlerposten übernahm. Wäre die Anfrage vor 10 bis 15 Jahren gekommen, erklärte dessen Enkel, dann wäre es wohl anders gekommen, aber nun habe er sein Leben anders verplant.

Recht hat er. Als allerdings der Kölner Klüngel angesprochen wurde, da offenbarte sich wohl der wahre Grund: „Im Moment ist Köln eine Schlangengrube!“
Überrascht fragt Beckmann Adenauers Cousin Sven-Georg, ob er dies bestätigen könne. Wenn statt des Archivs der Klüngel in das Loch gefallen wäre, setzt dieser an, belässt es dann aber mit einem stummen Abwiegeln.

Tja, aber einer muss nun mal in die Schlangengrube, wenn Jürgen Rüttgers Vision vom Neuanfang mit einem CDU-Mann wahr werden soll. Aber egal, wer letztendlich der Kandidat sein wird: Entweder wird es jemand sein, der lange gezögert hat, oder jemand, den man nur zögerlich in diese Rolle lassen wollte. Und natürlich enne echte Kölsche!



Samstag, 4. April 2009
GAG in den Negativ-Schlagzeilen?
Das gibt es normalerweise gar nicht. Als größter Anbieter auf dem Kölschen Wohnungsmarkt gehört die GAG Immobilien AG zu den Guten!

Schließlich bauen die Wohnungen für den kleinen Mann! Und verdienen entsprechend an dem kleinen Mann. Und jetzt muss auf einmal Günther Ott das Handtuch werfen...

Tja, das waren zwar nur Peanuts, aber ist doch etwas peinlich jetzt im Moment. Da hat er doch glatt 8 Millionen am Heumarkt verprasst und für die Hälfte davon hat er sich nicht einmal das Okay geben lassen.

Intern weiß man schon, dass er nur als Buhmann für die Sünden seiner Mitarbeiter dastehen soll. Wahrscheinlich war es der Hausmeister, der diese Fehlplanungen zu verantworten hat.

Na gut, geht Günther halt. Bevor er gefeuert wird, unterschreibt er mal lieber einen Auflösungsvertrag.

Eigentlich gibt es über die GAG ja nie Negatives zu berichten. Außerhalb von Köln interessiert sich niemand dafür und innerhalb von Köln hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus.

Die Bewohner der tollen Sozialwohnungen wissen zwar mehr, aber wer wehrt sich schon gegen so einen Riesen?

Mit der Kritik an den städtischen Kliniken ist allerdings schon der nächste Karren ins Rollen geraten. Auch da ist die GAG beteiligt. Mal sehen, wie das weitergeht...



Donnerstag, 2. April 2009
Köln ohne Kopf
Nun hat also unser Fritz Schramma endgültig die Nase voll. Ausgerechnet im Superwahljahr 2009 zieht er sich zurück und will bei der Wahl in fünf Monaten nicht mehr kandidieren.

Und die CDU sucht verzweifelt nach einem Ersatzmann. Ideal wäre einer, der Adenauer im Namen trägt oder für seinen rheinischen Frohsinn im Karneval bekannt ist. Aber die winken alle ab. Der Begriff "Kölsche Klüngel" hat heutzutage einen Klang, der weit entfernt ist von Nachbarschaftshilfe.

Was Wunder? Längst schon ist es ein System, dass nur gewissen Kreisen zugänglich ist und keineswegs zum Vorteil für den Normalbürger. Im Gegenteil: Der ist es, der die Zeche zahlt. Und neuerdings auch mit dem Leben, wenn er Pech hat.

Köln ist sauer. Und auch unser Ossendorfer Jung Fritz dürfte sauer sein, denn es war keineswegs die fehlende Loyalität eines rot-grünen Beigeordneten - wie man jetzt so hört - sondern ein jahrelanges Geklüngel innerhalb der CDU selbst, die Schramma schon über Jahre das Leben schwer machte.

Von alten Strippenziehern ist dieser Tage die Rede - und es erinnert an den Begriff der "alten Seilschaften".

Aber irgendwie scheinen die Regierenden in Köln eh nur noch in ihr Amt zu stolpern. Die ehemalige Hochburg der SPD ging 1999 an die CDU, weil SPD-Kandidat Klaus Heugel sich durch seine Insidergeschäfte mit Aktien selbst ins Aus buxierte. Fritz Schramma trat bereits im Jahr 2000 die Nachfolge von Harry Blum an, der im März überraschend verstarb. Nun hat wieder die SPD die Chance, die Macht zu übernehmen, zumal die CDU nicht einmal einen Kandidaten hat.

Schramma regierte zunächst mit einer hauchdünnen CDU/FDP-Mehrheit, aber der Streit um die Privatisierung der GAG Immobilien AG führte zur Spaltung. Insbesondere mit Fraktionschef Rolf Bietmann und Parteichef Richard Blömer gibt es immer wieder Zoff.

2004 spiegeln die Wahlen den Zustand wieder. Es reicht nur noch für eine große Koalition. Als die CDU auch diese Koalition ein Jahr später platzen läßt, ist der christdemokratische OB Schramma auf die Zusammenarbeit mit SPD und Grünen angewiesen.

Schrammas Versuch, einen Ehrenkodex gegen die Klüngelei durchzusetzen, scheitert an den Realitäten. Die Entscheidung zum Bau der Messehallen ohne europaweite Ausschreibung steht vor dem Europäischen Gerichtshof noch aus. Rolf Bietmann und Josef Müller fallen mit Beraterverträgen bei der Sparkasse Köln-Bonn auf. Und gerade dieser Tage wird heftige Kritik am Zustand der städtischen Kliniken laut, der sich seit Übernahme der Verwaltung durch die GAG erheblich verschlechtert habe. Und auch hier seien die Kosten für Beraterverträge enorm gestiegen und frässen ein Budget für gut 50 Stellen im Pflegedienst, heißt es.
Und auch da taucht wieder der Name Rolf Bietmann als Berater auf.

Kein Wunder, dass keiner von denen ins Rampenlicht will. Im Moment gucken einfach zu viele dort hin.