Köln ohne Kopf
Nun hat also unser Fritz Schramma endgültig die Nase voll. Ausgerechnet im Superwahljahr 2009 zieht er sich zurück und will bei der Wahl in fünf Monaten nicht mehr kandidieren.
Und die CDU sucht verzweifelt nach einem Ersatzmann. Ideal wäre einer, der Adenauer im Namen trägt oder für seinen rheinischen Frohsinn im Karneval bekannt ist. Aber die winken alle ab. Der Begriff "Kölsche Klüngel" hat heutzutage einen Klang, der weit entfernt ist von Nachbarschaftshilfe.
Was Wunder? Längst schon ist es ein System, dass nur gewissen Kreisen zugänglich ist und keineswegs zum Vorteil für den Normalbürger. Im Gegenteil: Der ist es, der die Zeche zahlt. Und neuerdings auch mit dem Leben, wenn er Pech hat.
Köln ist sauer. Und auch unser Ossendorfer Jung Fritz dürfte sauer sein, denn es war keineswegs die fehlende Loyalität eines rot-grünen Beigeordneten - wie man jetzt so hört - sondern ein jahrelanges Geklüngel innerhalb der CDU selbst, die Schramma schon über Jahre das Leben schwer machte.
Von alten Strippenziehern ist dieser Tage die Rede - und es erinnert an den Begriff der "alten Seilschaften".
Aber irgendwie scheinen die Regierenden in Köln eh nur noch in ihr Amt zu stolpern. Die ehemalige Hochburg der SPD ging 1999 an die CDU, weil SPD-Kandidat Klaus Heugel sich durch seine Insidergeschäfte mit Aktien selbst ins Aus buxierte. Fritz Schramma trat bereits im Jahr 2000 die Nachfolge von Harry Blum an, der im März überraschend verstarb. Nun hat wieder die SPD die Chance, die Macht zu übernehmen, zumal die CDU nicht einmal einen Kandidaten hat.
Schramma regierte zunächst mit einer hauchdünnen CDU/FDP-Mehrheit, aber der Streit um die Privatisierung der GAG Immobilien AG führte zur Spaltung. Insbesondere mit Fraktionschef Rolf Bietmann und Parteichef Richard Blömer gibt es immer wieder Zoff.
2004 spiegeln die Wahlen den Zustand wieder. Es reicht nur noch für eine große Koalition. Als die CDU auch diese Koalition ein Jahr später platzen läßt, ist der christdemokratische OB Schramma auf die Zusammenarbeit mit SPD und Grünen angewiesen.
Schrammas Versuch, einen Ehrenkodex gegen die Klüngelei durchzusetzen, scheitert an den Realitäten. Die Entscheidung zum Bau der Messehallen ohne europaweite Ausschreibung steht vor dem Europäischen Gerichtshof noch aus. Rolf Bietmann und Josef Müller fallen mit Beraterverträgen bei der Sparkasse Köln-Bonn auf. Und gerade dieser Tage wird heftige Kritik am Zustand der städtischen Kliniken laut, der sich seit Übernahme der Verwaltung durch die GAG erheblich verschlechtert habe. Und auch hier seien die Kosten für Beraterverträge enorm gestiegen und frässen ein Budget für gut 50 Stellen im Pflegedienst, heißt es.
Und auch da taucht wieder der Name Rolf Bietmann als Berater auf.
Kein Wunder, dass keiner von denen ins Rampenlicht will. Im Moment gucken einfach zu viele dort hin.
wildalf am 02. April 09
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