Im Moment ist Köln eine Schlangengrube
Viel merkt man bisher ja nicht vom Superwahljahr. Die Plakate hier in der Gegend sehen alle eher etwas unscheinbar und trist aus. Was mir daran am meisten auffiel: Die CDU ist gar nicht vertreten. Dabei kommt doch der amtierende Oberbürgermeister direkt aus der Nachbarschaft. Haben die etwa schon ganz aufgegeben, nachdem Fritz Schramma nicht mehr kandidieren will und sich kein Ersatzmann findet?

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers gab sich am letzten Montag bei Beckmann noch optimistisch. Allerdings kam dieser Optimismus etwas zögerlich daher:

„Er (Konrad Adenauer; Anm. d. Verf.) hat klar gesagt – schon vor einiger Zeit – dass er nicht zur Verfügung steht. Und die Stadt braucht jetzt einen neuen Anfang und ich bin auch ganz sicher, dass sie einen neuen Anfang bekommen wird und ich persönlich glaube auch – äh – dass das – äh – ein CDU-Mann werden wird, der – äh – die Nachfolge von Fritz Schramma wird.“

Schaut man auf die Internetseite der Kölner CDU sieht es im wahrsten Sinne des Wortes finster aus. Vor verdunkeltem Hintergrund findet man hier endlich mal so etwas wie ein Wahlplakat, dass im Vordergrund erleuchtet: „Rot-Rot-Grün will Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen abschaffen. Nicht mit uns.“

Klickt man dies weg, erhellt sich alles, aber Neues von der Kandidatensuche erfährt man hier auch nicht. Im Forum erklärt allerdings Michael Musto, dass der SPD-Kandidat Jürgen Roters überhaupt gar nicht als Oberbürgermeister geeignet ist, da er eigentlich Altbier trinkt. Die Vorgänger seien doch alle noch Kölsche Jungs gewesen. „Jürgen Roters kann da nicht anschließen. Ob gut oder schlecht, das will ich nicht werten, aber der Kölner will einen Kölner OB.“

Erinnert ein bisschen an die Wahlen in den USA, als plötzlich das Gerücht kursierte, Barak Obama sei ja gar kein US-Amerikaner. Als zugezogener Immi brauche ich also gar nicht erst an eine politische Karriere zu denken.

Konrad Adenauer erklärte am Montag im Gespräch mit Beckmann die Ablehnung der Kandidatur zunächst mit seinem Alter (64), seinen beruflichen Verpflichtungen und der Verantwortung gegenüber seinen Angestellten. Das wollte Beckmann so nicht gelten lassen, da sein Großvater und Namensgeber noch mit über 73 den Kanzlerposten übernahm. Wäre die Anfrage vor 10 bis 15 Jahren gekommen, erklärte dessen Enkel, dann wäre es wohl anders gekommen, aber nun habe er sein Leben anders verplant.

Recht hat er. Als allerdings der Kölner Klüngel angesprochen wurde, da offenbarte sich wohl der wahre Grund: „Im Moment ist Köln eine Schlangengrube!“
Überrascht fragt Beckmann Adenauers Cousin Sven-Georg, ob er dies bestätigen könne. Wenn statt des Archivs der Klüngel in das Loch gefallen wäre, setzt dieser an, belässt es dann aber mit einem stummen Abwiegeln.

Tja, aber einer muss nun mal in die Schlangengrube, wenn Jürgen Rüttgers Vision vom Neuanfang mit einem CDU-Mann wahr werden soll. Aber egal, wer letztendlich der Kandidat sein wird: Entweder wird es jemand sein, der lange gezögert hat, oder jemand, den man nur zögerlich in diese Rolle lassen wollte. Und natürlich enne echte Kölsche!